Wanderkino

Von der Liebe zum abstrakten Rad | Kaiserin Sissi

s.158 ff

… und die autofahrenden bekämpfen sich gegenseitig.
nun können wir nicht anders, als unsere verstreuten fahrradteile
wiederzufinden und zusammenzubauen, während es so einfach gewesen wäre,
sie durch pflege und wartung dauerhaft beisammen und in stand zu halten.
und derweil werden die schatten von autofahrenden menschen um uns herum
dichter, die uns ganz knapp überholen, in radarfallen tappen und sich
selbstumbringen. seit mehr als einem jahrhundert verkündet das auto, unsere
‘gyroskopische kraft’ liege in einem massengrab, über dem die banner, die
fahnen, die arschwische zu ehren von nation, rasse, religion und
ideengebäuden flattern. wer dort sucht, wird nur den eigenen leichnam finden.
sich gemäß des fahrrads zu entwickeln heißt, individuell wie gesellschaftlich,
die subversive kraft der gyroskopie als ausgangspunkt zu nehmen und immer
wieder zu ihm zurückzukehren, um diese kraft zu verfeinern.
in dem feuer, das unter der asche unserer zeit schwelt, schimmert die glut der
bicycle liberation front und anderer fahrradbanden. der hauch der sie
entfachen wird, ist in uns, es ist der
wo nichts sich ändert, ist alles austauschbar.wille zum radfahren und das
streben aller nach dem individuellen glück und dem glück aller. kann das
fahrrad nicht ungehindert herumfahren, wird die gyroskopische energie zur
todesenergie. der autozentrismus hat das so perfekt demonstriert, dass die
meisten seiner glühendsten gegner*innen – v.a. die radrowdies – gar nicht
begriffen haben, in welchem maße sie sich von ihm haben anstecken lassen.
durch faulheit, schlechtes wetter oder patschen? nein, durch gewohnheit.